8. Feb. 2019
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Five Minutes a Day_München/Berlin/08022019
Manche Tage sind so lang, dass man den Morgen vergisst, den Mittag, wichtige Momente und die ohne Bedeutung. Morgens S. treffen, Kaffee trinken, ein Müsli essen, über Zweifel reden, über alles reden. Dann, zwei Häuser weiter, C. treffen, Kaffee trinken, das Brioche nicht essen, aber mitnehmen, über alles reden, noch mehr über alles, und alles wissen. Dann: Dieses eine Gespräch. Da sitzt einem dann eine Frau gegenüber, mir sitzt dann eine Frau gegenüber, die Kinder vielleicht als das wahr nimmt, was sie sind: Kinder. Das ist eine leise Hoffnung, das ist wie der Sonnenstrahl, der ins Zimmer fliegt. Sie will die Vorhänge zuziehen, damit die Sonne mich nicht blendet, aber ich verneine das, bitte nicht. In Berlin – die Zugfahrt nach Berlin – holt mich der Junge ab, den ich nicht mehr sehen werde, also nicht mehr als zehn Minuten. Der Junge holt mich ab, und er hebt mich in die Luft zur Begrüßung, und ich habe vergessen, dass der Junge das immer macht, mich zur Begrüßung in die Luft heben. Der Junge zieht für sechs Woche nach Venedig. Er hat mich am Gleis 7 abgeholt, und ich bringe ihn zu Gleis 11. Von dort fährt er nach Wien. So kurz ist unsere Begegnung. Er trägt eine grüne Wollmütze, wie ein Kind. Obwohl Erwachsene ja seit Jahren gern Wollmützen tragen, ich übrigens ebenso. Dann sitze ich von Menschen umgeben, die sich viele Gedanken machen; und ich esse mexikanische Piroggen, die anders heißen, ich habe den Namen vergessen, sie schmecken gut. Ich mache mir jetzt noch mehr Gedanken.