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15. März 2020

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Corona-Blog Tag 1 / Montag

Gerade habe ich einen neuen Ordner auf dem Computer geöffnet, der Corona-Blog heißt. Makaber schien mir das, ein bisschen, geht’s nicht ein bisschen kreativer, Lena, dachte ich mir, aber dann dachte ich, wieso, ist doch so. Es ist alles irgendwie Corona. Ich wollte den Corona-Blog-Ordner woanders hinverschieben, und dachte mir, vielleicht ist ja jetzt die Zeit für all die Dinge, zu denen man sonst nicht kommt (immerhin, ich habe meinen Kleiderschrank vorgestern schon aus- und wieder eingeräumt, und ich fühlte mich danach nicht besser), ich könnte mir mal eine*n Computer-Spezialist/en*in holen, der*die mir das Ganze auf Vordermann bringt. Und dann, schon wieder das C-Wort, fragte ich mich, ob das geht, ob es nicht eben egoistisch sei, weil er*sie oder ich den Virus weiter geben könnten in der Zeit, in der er*sie diesen Corona-Blog-Ordner verschiebt. Flatten the curve, auch so ein Begriff, den man vor zehn Tagen noch gar nicht kannte. Vor zwei Wochen, und jetzt wird’s tatsächlich makaber, lag ich schwer erkältet (nein, nicht Corona) bei meiner Freundin auf der Couch. In Japan machten sie gerade die Schulen zu, in Deutschland gab es die ersten Erkrankten. In München hatten am Vorabend im Residenztheater Menschen gehustet, und alle anderen Menschen hatten die Köpfe zu ihnen gedreht. Heimsberg, ein Ort, von dem vorher auch noch niemand gehört hatte, wahrscheinlich zurecht, prägte die Schlagzeilen, es war irgendwie alles noch gut. Sie feierten Karneval in Köln. Willst du was gucken, fragte die Freundin. Klar, sagte ich. Weißt du noch, dieser alte Film, in dem Dustin Hoffmann die Welt vor einem Virus rettet, der mit dem kleinen Affen. Outbreak heißt der Film, er ist aus den Neunziger Jahren. Meine Nase war zu, da half auch das Spray mit den ätherischen Ölen nicht dagegen, wir schauten Dustin Hoffmann dabei zu, wie er die Welt rettete, Soldaten auf den Straßen, die die Menschen vom Rausgehen abhielten, und auch so ein Begriff, den ich seit dem Matheunterricht in der Schule nicht mehr verwendete: Exponentiell. Ein skurriles Gefühl, kein beängstigendes, es ist ja alles ein Film. Ich bin immer noch erkältet, der Film ist jetzt hier. Er ist hier, wenn ich die Tagesschau-App öffne, die Nachrichten lese, durch die sozialen Medien scrolle. Wenn ich das Haus verlasse, wenn ich durch die Stadt radle – um die Kinder zu holen, das sagt man ja dieser Tage dazu, um klar zu stellen, dass man sich nicht spaßeshalber unter die Menschen begibt, – dann ist es nur ein Münchner Sonntag. Menschen, die sich an der Isar nebeneinander quetschen. Familien auf Spielplätzen, kleine Kinder weinen, weil ihnen jemand die Schaukel weg genommen hat. Die Sonne scheint, auf diese typisch Münchner Weise, so, als wäre die Welt noch in Ordnung, als machten Viren vor dieser Stadt halt.

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