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Lena Gorelik

5. Juni 2016 – Five Minutes a Day

S., der mich lange beobachtet und mich kennt, ohne mich zu kennen, beides, weil uns so vieles verbindet, sagt, ich sei zynisch geworden, und vielleicht erwachsen. Wir sind dieselbe Generation, jetzt, plötzlich, sagt er, und lächelt mich an. Abgeklärt, ist es das, was du meinst, frage ich, und blicke ihn nicht an. Oder du hast dich etabliert, als du, antwortet er, und schaut mich ebenfalls nicht an. Schreib doch ein Theaterstück, sagt er, er ist nicht der erste in den letzten Monaten, der das zu mir sagt. Und dann sagt er: Oder schreib doch, ehrlich, als Emanzipation.


Nicht schreiben als Emanzipation, nicht schreiben als Therapie. Schreiben um des Schreiben willens oder für jemanden, so.


Der Verlust des öffentlichen Diskurses, darüber nachzudenken, ist einfacher, als über andere Dinge nachzudenken dieser Tage, also konzentriere ich mich. Ich konzentriere mich, ich mache Kreuze, das Leben verläuft. Meine Nase ist zu, schon wieder. Die Nase voll haben, sagt der Volksmund, und was sagt meine Nase, wenn sie so voll ist, schon wieder. Ich schreibe lange Nachrichten, in die nichts passt. Autorinnen in ihrer Stärke, die den Männern manchmal fehlt, habe ich das tatsächlich geschrieben. Der Sommer ist nicht da, die Schwüle, ich lese wieder viel.

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