11. Aug. 2015
.
2
Min. Lesezeit
August, Dienstag, zuhause, Tag zwei.
Morgens um neun an der Tür: Die Babysitterin. Das erste Interview zu “Null bis Unendlich”. Da ist sie ja wieder, die Freude. Anstelle der gelangweilten Professionalität. Das Buch umarmen möchten. Aus Schutzinstinkt, unbestimmter Liebe und dem Wissen um den gemeinsamen Weg. “Letztendlich scheitert Sanela an sich selbst. An den Erfahrungen, deren Produkt sie geworden ist. Sie schlägt um sich, sobald sie spürt, sie könnte Liebe empfinden. Es gibt diesen einen Moment, in dem sie betet, nicht das auswendig gelernte Gebet aufsagt, sondern Gott anspricht, ihn anfleht, “Lass mich nicht ich sein”, sie fleht darum, sich selbst entfliehen zu können und glücklich sein zu dürfen. ” “Doch, am Ende ist Nils Liebe derjenige, der Liebe empfinden kann. Möglicherweise auf seine eigene Weise. Er liebt Sanela, und auch das Kind. Wenn er am Schluss mit dem Jungen am Feuer sitzt, und das Kind ihm erklärt, “ich liebe dich. Nicht so wie ich Mama liebte, aber ich liebe dich”, und Nils Liebe nicht antwortet, aber fühlt, so ist das für beide genau richtig. Und ob das andere so sehen würden oder nicht, ist nicht von Bedeutung.” “Aber selbstverständlich können die beiden Protagonisten kommunizieren. Sie tun es im Schweigen, sie tun es im Spielen, sie tun es im Zitieren, sie tun es, indem sie wochenlang einander Post-Its an der Wand hinterlassen, sie tun es, indem sie einander berühren, sie tun es, indem sie es scheinbar nicht tun. Sie kommunizieren auf die für sie einzig richtige Weise, und sie müssen sich nicht nach irgendwelchen Kommunikationsregeln richten. Sie können es auch gar nicht, und auch das ist etwas, was sie verbindet.” “Nein, es ging mir nicht darum, das Konzept Familie zu dekonstruieren. Es ging mir um drei Figuren, die mir ans Herz gewachsen sind, die auf sehr unterschiedliche Weisen eigenartig sind, und die sich an dem Konzept Familie, auch an der Liebe versuchen. Ich hätte ihnen gewünscht, es zu schaffen. Über sich selbst hinaus zu wachsen. Der Welt und mir zu zeigen, dass es abseits von gesellschaftlichen Spielregeln ein eigenes Miteinander geben kann.” Woher, diese Sätze. Das Buch wird realer, indem ich darüber spreche. Das Buch kommt näher, so nah, dass ich weiß, es kann auch weh tun. Da ist, die Freude. Die übers Leben, die übers Schreiben, die über mich.