Nach manchen Lesungen bleiben nicht die Lesungen in der Erinnerung hängen.
Sie kommt herein, und klar, ich weiß sofort. Sie sieht älter aus, was denn sonst, ihrer Mutter ähnlicher als früher. Was ich ihr später sagen werde, und wie es ankommt, nun ja, so etwas weiß man vorher nicht.
Wir umarmen uns.
Das letzte Mal gesehen: Abiball. Das letzte Mal gesprochen: Abiball. Das letzte Mal richtig gut unterhalten: War es die zehnte oder schon die elfte Klasse? In der zwölften oder dreizehnten sicherlich nicht.
So was geht leicht schief. Die Fragen vorab in meinem Kopf: Hast Du noch Kontakt, hast Du gehört, weißt Du noch, lebst Du gerne hier… So was geht leicht schief, zu viele Jahren, einfach alles zu viel. Notfalls ein Bier, dann muss ich ins Hotel. Arbeiten.
Stattdessen: Wir reden. Über Prägendes und Abzuwerfendes, über Träume und Ängste, über Familien und Freundschaften. Auf eine so ehrliche Weise, die mich berührt. Und ja auch Erinnerungen, Herr Friese, der die Überschriften im Heft doppelt unterstreichen ließ (mit Lineal), Herrn Wurster, der zu nett war (ach, warum war ich nur so frech), Herr Jäppelt, der immer sagte, er würde versuchen, das Fenster zu schließen. Ein Zyniker. Das ist auch gut.
Früher waren wir Mausi und Schnuckel, und nein, ich schäme mich nicht. Wir waren dreizehn Jahre alt, und als sie in die USA ging ließen wir uns T-Shirts mit großen Bildern von uns beiden drucken.
Welche Lehrer wir süß fanden (an die Jungs erinnern wir uns nicht), dann macht die Kneipe zu, wir wechseln die Location, und irgendwann schließt auch diese.
Auf dem Weg zur Lesung hatte ich Sneaker hängen sehen. Ich weiß nicht, warum sie da hingen. Ich mag Sneaker gern. Ich wollte sie fragen, warum diese Sneaker, habe ich aber nicht
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