Gestern, das Ereignis des Tages: Der neue Mülleimer kommt an. Er ist gelb, weiß, zwischen Ei und Rakete, hat drei Fächer, wir weihen ihn an. Großereignisse im Leben. Dafür ist die Jurysitzung vorbei, jetzt lese ich wieder, was ich mir selbst aussuche. Werfe mich aufs Bett, nachmittags schon, mit dem Buch. Evaristo, kann gar nicht genug von ihr kriegen. Nachts träume ich, wie ich jemanden kennen lerne, aufregend und neu. Morgens wache ich auf, verwirrt. Wünsche mich nach Berlin, warum Berlin, warum nicht. Später am Tag wünsche ich mich nach London, weil ich mit S. spreche, und S. von Scones spricht. Das Wetter ist grau, ich scharre mit den Füßen. So richtig, im Gras, mit den Hufen, durch die Erde hindurch, will, unbedingt, noch mehr, und sofort. Beim Tippen klopfe ich mit den Fingern auf den Tisch, ungeduldig mit mir selbst. Schreibe an einem Essay über Literatur und Engagement, weiß nicht, ob ich mich, wenn ich an diesem Essay schreibe, engagiere. Mag mein neues Pinkhemd in Altrosa, so ein Herrenhemd. Mag, dass die Kinder gute Laune verbreiten, sie hören gar nicht auf damit. Mag nur bedingt, wovor ich Angst habe. Mag, dass ich wieder schreibe, und mag meine Arbeit, sehr. Mag nicht die Socken mit den Hühnern drauf, mag sie nicht mehr.
Lena Gorelik
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